15.09.2024
Menschen, die sich unverstanden fühlen, stehen denen gegenüber, die Angst vor einem Rechtsruck haben. Nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen ist die Lage unübersichtlich. Während AfD-Anhänger bei den Montagsdemos mit Parolen wie "Im Osten geht die Sonne auf" den Wahlsieg feiern, sind andere entsetzt und rufen zurück: "Das sind Faschisten!" Zwei Bundesländer – zwei Landtagswahlen mit Ergebnissen, die das Zeug dazu haben die politischen Verhältnisse in Deutschland auf den Kopf stellen. Insgesamt 4,83 Millionen Bürger waren zur Wahl aufgerufen und viele entschieden sich für AfD und BSW. Zwei Parteien, die die bisherige Machtbalance entscheidend verändern. Mit der AfD haben die anderen Parteien eine Koalition ausgeschlossen, das "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) dagegen hat gute Chancen, kurz nach seiner Gründung zur Regierungspartei zu werden. Sven J., Inhaber einer Kfz-Werkstatt, hätte sich die absolute Mehrheit für die AfD gewünscht. Die Partei wurde in Thüringen zur stärksten Kraft. Eine Protestwahl? "Alles muss anders werden", sagt ein Bürger auf dem Wochenmarkt. Doch was genau? In Thüringen und Sachsen ist die Stimmung aufgeheizt. Auf den Wochenmärkten und Montagsdemos spürt man Frust und Verunsicherung. Viele Bürger fühlen sich von der Politik in Berlin im Stich gelassen. Steigende Preise, Migration, der Krieg in der Ukraine. Oft sind es solche überregionalen Themen, die die Menschen umtreiben. Doreen B., Inhaberin einer Patisserie in Zeuleroda, ist erleichtert, dass der CDU-Kandidat das Direktmandat gegen Björn Höcke gewinnen konnte. Doch in weiten Teilen Thüringens sieht es anders aus. Die AfD erhielt über 30 Prozent der Stimmen, ebenso in Sachsen. Die Wut richtet sich gegen die traditionellen Parteien "Die verarschen uns doch", schimpft ein Mann am Rande einer AfD-Kundgebung. "Die Linke hat uns enttäuscht", sagt ein anderer. "Da gab es jetzt eine Alternative, und die wurde gewählt." Nam Duy Nguyen, 28 Jahre alt und mit vietnamesischen Wurzeln, hat in Leipzig eines der zwei Direktmandate für die Linke in Sachsen gewonnen. Für seine Partei war die Wahl jedoch eine Katastrophe, während das BSW in beiden Bundesländern zweistellige Ergebnisse erzielte und die Linken abstrafte. "Die Leute sind einfach unzufrieden", sagt ein Passant. "Es herrscht das Gefühl einer großen Ungerechtigkeit", meint ein anderer. Eine Frau hofft: "Dass sie jetzt endlich miteinander reden." Ostdeutschland steht am Scheideweg. Wie geht es politisch weiter in Thüringen und Sachsen? Die "ZDF.reportage" beleuchtet die Gründe für den Zulauf zu extremen Parteien und die wachsende Wut in der Region.