07.09.2024
Der 13-jährige Phillip ist eine Woche lang unauffindbar. Als er wieder auftaucht, ist es für seine Mutter, seine jüngere Schwester und ihn schwierig, ihr Familienleben einfach fortzuführen. Phillip war im Wald. Seine Mutter kann nur vermuten, was ihr Sohn dort gesucht hat: ein Ausgeliefertsein an die Natur, das die Nähe des Todes beinhaltet? Versucht er so, den Tod seines Vaters vor zwei Jahren zu verarbeiten? Die Künstlerin und Dozentin Astrid Kreisler tut sich schwer zu akzeptieren, dass ihr Sohn ein eigenes Leben führt, das sie nur begrenzt beeinflussen kann. Gerade als sie beginnt, sich wieder mehr auf ihre Arbeit zu konzentrieren und ihrer neuen Beziehung zu einem Tennislehrer eine Chance zu geben, kommt Phillip mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus. Ein Zeh muss amputiert werden. Aufgerieben zwischen erneuter Sorge um Phillip und Schuldgefühlen, verliert Astrid Kreisler die Nerven und stößt ihre Kinder in einem Akt des Selbstschutzes von sich. Doch Phillip und seine Schwester Flo halten unbeirrt und solidarisch zu ihr. Das Gefüge der Familie musste sich zuerst auflösen, um sich wieder neu bilden zu können. Am Ende führt Phillip seine Mutter und seine Schwester in den Wald, dorthin, wo er sich versteckt hatte. Es ist Sommer geworden. Der Spielfilm "Ich war zuhause, aber ..." ist eine Auseinandersetzung mit dem Überleben beziehungsweise damit, was der Tod im Leben bedeutet. Die Annäherung an diese Frage geschieht auf einer zweiten Ebene durch die Theaterproben zu einer "Hamlet"-Aufführung in Phillips Schulklasse: Die Schüler proben Szenen, die indirekt zurück auf die Konflikte der Protagonisten verweisen. Die Rollen und literarischen Texte, in die Phillip und seine Klassenkameraden eintauchen, interpretieren sie mit der ihnen gegebenen kindlich-jugendlichen Lebenserfahrung. Nach der ZDF/3sat-Koproduktion "Orly" (Forum Berlinale 2010, Deutscher Filmkunstpreis Ludwigsburg), hat Angela Schanelec, eine der profiliertesten Regisseurinnen der aktuellen deutschen Filmszene, mit ihrem Film "Ich war zuhause, aber ..." eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit den Folgen des Verlustes eines nahen Angehörigen geschaffen. Ausgehend von der rätselhaft aufgeladenen Ausgangssituation entwickelt die Geschichte einen emotionalen Sog und skizziert sowohl den individuellen Selbstfindungsprozess an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenenalter als auch die Abgründe in der Rolle der verwitweten Mutter. Für die Rolle der Astrid Kreisler hat Angela Schanelec Maren Eggert gewinnen können. Eggert hatte bei der Berlinale 2021 den Darstellerinnenpreis für ihre Rolle in Maria Schraders "Ich bin dein Mensch" erhalten. Angela Schanelec ist mit "Ich war zuhause, aber ..." ein berührender Autorenfilm abseits des Mainstreams gelungen, der im Wettbewerb der Berlinale 2019 gezeigt wurde und mit dem Silbernen Bären für die Beste Regie ausgezeichnet wurde. 2020 erhielt Schanelec den Preis des Verbands der deutschen Filmkritik für den Besten Schnitt.